Im April dieses Jahres wurde in Spanien das Königliche Dekret 235/2013 verabschiedet, welches zum 1. Juni 2013 in Kraft tritt und somit die EG-Richtlinie des Europäischen Parlaments und Rates vom 19. Mai 2010 umsetzt. Das Gebäude-Energieeffizienz-Gesetz, welches in anderen EU-Ländern schon seit geraumer Zeit besteht, gilt nun auch in Spanien.
Das spanische Gesetz schreibt seit Kurzem ein Energiezertifikat für Immobilien vor, die zum Verkauf oder zur langfristigen Vermietung (länger als vier Monate) angeboten werden. Diese Verpflichtung gilt sowohl für private Wohnhäuser als auch für Gewerbeobjekte, die zukünftig eine gültige Einstufung der Energieeffizienzklassen (A bis G) nachweisen müssen. Klasse A steht dabei für den höchsten energetischen Standard.
Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Deutschland beruht die Bewertung in Spanien auf dem geschätzten Primärenergieverbrauch eines Gebäudes, nicht auf dem tatsächlichen Energiebedarf. Entscheidend sind hierfür:
Alle diese Faktoren werden erfasst und bewertet. Eine Vor-Ort-Begehung ist dabei verpflichtend, um die Angaben zu überprüfen.
Obwohl die neue Regelung Immobilienbesitzer vor große Herausforderungen stellt, sind grundsätzlich folgende Experten berechtigt, das Zertifikat auszustellen, sofern sie eine einschlägige Schulung absolviert haben:
Auskunft darüber, wer konkret zur Ausstellung befugt ist, erteilt das zuständige Register (Registro).
Bei jedem Verkauf oder jeder längerfristigen Vermietung eines Hauses ist der Energiepass verpflichtend vorzulegen. Ausgenommen sind lediglich Gebäude mit einer Grundfläche unter 50 m², Kirchen sowie denkmalgeschützte Bauten. Die Verantwortung für das Vorliegen des Zertifikats liegt beim Eigentümer der Immobilie.
Bei Neubauprojekten spielen die vorgeschriebenen Energienormen bereits bei der Einreichung des Bauantrags eine entscheidende Rolle. Ziel ist es, zumindest die Effizienzklasse E zu erreichen, damit überhaupt eine Baugenehmigung erteilt werden kann.
Ab dem Jahr 2020 sollen neue Wohngebäude nahezu keinen Energieverbrauch mehr aufweisen dürfen, während diese Regelung für öffentliche Gebäude bereits ab 2018 greifen soll.
Die Preise für die Ausstellung des entsprechenden Zertifikats sind nicht gesetzlich festgelegt. Häufig liegen die Angebote zwischen 200 und 300 Euro, wobei es ratsam ist, mehrere Kostenvoranschläge einzuholen und gegebenenfalls zu verhandeln. Eine umfassende Dokumentation – wie Baupläne und Rechnungen über verwendete Materialien und Systeme – kann den Aufwand reduzieren und damit die Kosten senken. Da eine Vor-Ort-Prüfung verpflichtend ist, sollten vermeintlich günstige Online-Angebote mit Preisen ab 25 Euro kritisch hinterfragt werden.